Arbeitskreis Heimische Orchideen NRW

Torfmoos-Knabenkraut

Dactylorhiza sphagnicola (HÖPPNER) SOÒ subsp. sphagnicola / Dactylorhiza sphagnicola (HÖPPNER) SOÒ (s.str.)

Dactylorhiza sphagnicola (Trofmoos-Knabenkraut) (Foto: Wilfried Kuhn)

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Etymologie:
(griech.) daktylos: Finger; rhiza: Wurzel
(lat.) Sphagnum: Torfmoos, im Torfmoos wachsend

Blütezeit: Juni

Taxonomie: Die Einstufung der Sippen hoeppneri (siehe Folgende) oder deweveri als Unterarten von
Dactylorhiza sphagnicola, genau wie Dactylorhiza sphagnicola s.str. sind ungewiss oder zumindest diskussionswürdig.

Typische Merkmale: Bis 50 cm hoher, dicker, hohler Stengel. Blätter immer ungefleckt und grasgrün, das zweite Blatt am längsten, das dritte am Grund scheidenartig erweitert, manchmal fast stengelumfassend. Tragblätter viel länger als die Blüten. Blüten hellrosa, selten dunkler. Lippe dreilappig, immer breiter als lang, am Rand nicht gezähnelt, in der Mitte meist mit verschwommener Punktzeichnung, Seitenlappen etwas zurückgebogen. Sporn walzenförmig, leicht abwärts gebogen, am Ende abgerundet, kürzer als der Fruchtknoten. Staubbeutelfächer rosenrot. Pollinien grünlichgelb.

Variationsbreite: Die geringen Restvorkommen in NRW ermöglichen keine Aussage. Die belgischen Populationen zeigen eine deutliche Variation von Fundort zu Fundort, liegen aber alle innerhalb der typischen Variationsbreite einer Art. Zu berücksichtigen ist, dass häufig Hybriden mit dem Gefleckten Knabenkraut (Dactylorhiza maculata) in den Populationen vorkommen und dadurch ein relativ inhomogener Gesamteindruck entsteht.

Ähnliche Arten: Viele lokale hybridogene Populationen sind vom Aussehen der Pflanzen her ähnlich, einige bewohnen auch ähnliche Biotope. Die nachfolgend behandelte Sippe hoeppneri besitzt kräftigere, steiler am Stängel stehende Blätter, die im unteren Teil am breitesten sind, sowie einen längeren und dickeren Sporn. Im deutsch-niederländisch-belgischen Grenzgebiet gibt es eine Reihe von Lokalpopulationen, die zusammen mit Dactylorhiza sphagnicola wohl in den Verwandtschaftskreis um Dactylorhiza traunsteineri und D. russowii gehören.

Biotop: Ausschließlich Torfmoorsümpfe mit Sphagnumpolstern.

Verbreitung in NRW: Die Art wurde von H. Höppner 1927 aus der Wahner Heide beschrieben. Dort gibt es in schwer zugänglichen Moorstellen auch noch Populationen von reiner Dactylorhiza sphagnicola aber in der Mehrzahl Mischpopulationen, bei denen Hybriden mit dem Gefleckten Knabenkraut (Dactylorhiza maculata) dominierend sind. Weitere Fundorte liegen in den Mooren des Hohen Venns in der westlichen Eifel im deutsch-belgischen. Eines der Vorkommen wurde vor wenigen Jahren durch Ausgraben stark dezimiert. 2016 wurden dort wieder vier Pflanzen gefunden (Kartierung 2016). Die letzten Vorkommen besitzen höchste Schutzwürdigkeit, da Deutschland und hier NRW eine besondere Verantwortung für die Art besitzen!

Bemerkenswert ist ein Neufund im Jahr 2013 aus dem Kreis Coesfeld in der Westfälischen Bucht, der dem AHO gemeldet wurde.
Der Fund im Niederrheinischen Tiefland im deutsch-niederländischen Grenzgebiet ist Dactylorhiza (sphagnicola subsp.) hoeppneri zuzuordnen (siehe dort).

Gefährdung: Biotopveränderungen, Trockenlegung, Düngereintrag durch Luft und Wasser, Hybridisierung.

Rote Liste NRW: 2 (stark gefährdet)

 

Stand 2018: Leicht verändert nach unserem Buch "AHO NRW (2018): Die Orchideen Nordrhein-Westfalens. LWL-Museum für Naturkunde, Münster". Für weitere Informationen und Quellen siehe ebenda.