Aufgrund der lokalen Aktivitäten und des Engagements von auch in der Vergangenheit dort über viele Jahre und Jahrzehnte sehr akribisch und verdienstvoll arbeitenden AHO-Mitgliedern hat sich in der Eifel im Lauf der Zeit eine besonders umfangreiche Erfassung und Dokumentation der dortigen Orchideenbestände entwickelt. Diese wurde immer schon zusätzlich zu den Landeserfassungen in einer gesonderten Datenbank festgehalten, die aufgrund ihrer Struktur die Zuordnung zu festen Zählbiotopen beinhaltet und auch eine einfache Umsetzung in ein modernes GIS (= Geografisches-Informations-System) erlaubte. So zahlreiche Einzelmeldungen, wie sie bei den Kartierungen im Lauf der Jahre zusammenkommen, sind ansonsten irgendwann nur noch schwer in ihrer Gesamtheit zu überblicken und bedürfen einer räumlichen Auswertung, wie sie mit solchen Systemen heutzutage möglich ist! So sind im Lauf der Jahrzehnte in der NRW-Datenbank ca. 50.000 Einzelmeldungen in rd. 20.000 Datensätzen zusammen gefasst, in der Eifel existieren heute über 1.100 Zählbiotope mit durchschnittlich rd. 5 Arten pro Biotop, also über 5.000 reine Zähldatensätze! An dieser Stelle ein extra-Dank an alle Mitglieder und Beteiligten, die durch ihre aktive Mithilfe zu dieser wertvollen Datensammlung mit beigetragen haben!
Sinn und Zweck einer solchen Sammlung sollte aber nie der reine Selbstzweck sein, sondern die Dokumentation und Beurteilung von Verbreitung und Enwicklungen sowohl einzelner Arten, als auch gesamter Biotope. Dies geschieht nunmehr auch mit Hilfe eines GIS-Systems, welches nicht nur die gezieltere Steuerung der zukünftigen Kartierungsaktivitäten erlaubt, sondern auch Entwicklungen der einzelnen Bestände besonders deutlich darstellen kann und damit ein wertvolles Instrument bei der Diksussion der Roten Liste und auch bei gezielten Hinweisen an die Naturschutzbehörden und vielem weiteren darstellt. Was so ein Instrument leisten kann, das sei hier mal an einem kleinen Beispiel demonstriert: Die beistehende Karte zeigt die Entwicklung der Verbreitung einer unserer häufigeren Orchideenarten in der Eifel, Orchis mascula. Ja nach Bestandesgröße haben die Symbole eine andere Größe und je nach Jahrzehnt eine andere Farbe - Oben liegend ist das Jahrzehnt von 2010 - 2019 mit grünen Symbolen, darunter Gelb für die Jahre 2000 - 2009 und darunter Rot für 1990 - 1999. Je größer der Bestand, je größer das Symbol (nach der Klasseneinteilung des AHO NRW abgegrenzt).
Nimmt also ein Bestand im Lauf der Jahrzehnte ab, so zeigen sich von unten entsprechende farbige Ränder um das oben liegende, entsprechend kleinere Symbol. Wurden an einem Wuchsort gar länger keine Orchis mascula mehr erfasst, so zeigt sich die Farbe des Jahrzehnts, aus dem der letzte Fund dort stammt. Gleichzeitig sind in der Karte auch die verschiedenen Kalkmulden in der Eifel blau mit dargestellt. Deutlich zeigt sich hier die äußerst starke Bindung von Orchis mascula an diese Kalkstandorte - und es wird gleichzeitig eine subtile Entwicklung deutlich, die aufgrund der relativen Häufigkeit von Orchis mascula ohne dieses Analyseinstrument vielen Praktikern vor Ort bisher kaum wirklich bewußt geworden ist: Vor allem im Bereich der Sötenicher Kalkmulde (die sich südlich von Kall bis nördlich von Bad Münstereifel erstreckt) fällt der scheinbar deutliche Rückgang dieser Art auf!
In der Konsequenz führt das zunächst dazu, das alle Standorte dort noch einmal besonders gründlich und gezielt überprüft werden. Des weiteren erfolgen dann aufgrund dieser überprüften Feststellungen konkrete Gespräche mit den Biologischen Stationen und der UNB des Kreises Euskrichen, um Gründe für diesen Rückgang aufzuklären und ggfs. geeignete Gegenmaßnahmen einzuleiten. In diesem Fall sind, nach Stand der Dinge, u.a. mehrere ehemalige Wiesen- und Weidenstandorte des Stattlichen Knabenkrautes durch Nutzungsintensivierung verschwunden und es erscheint aus Sicht des AHO wichtig, diese insgesamt negativen Entwicklungen möglichst zu stoppen. Ebenfalls und z.T. noch stärker von den genannten Entwicklungen betroffen ist das Brandknabenkraut, welches im Kreis Euskirchen seine einzigen Fundorte in ganz NRW besitzt.
So entstehen aus der reinen Erfassung wertvolle Naturschutzstrategien für die Zukunft. Und nach wie vor ist jeder, der sich für die einheimischen Orchideen interessiert und sich aktiv für sie und die Natur einsetzen möchte, herzlich eingeladen, an diesen Kartierungsprojekten und auch an den praktischen Biotoppflegemaßnahmen mitzuwirken!
(Bericht von Axel Förster)