Arbeitskreis Heimische Orchideen NRW

Ohnsporn; Hängender Mensch

Aceras anthropophorum (L.) R. BROWN in W. T. AITON / Orchis anthropophora (L.) ALLIONI

Aceras anthropophorum  (Wilfired Kuhn)

Etymologie:
(griech.) a-: ohne; keras: Horn
(griech.) anthropophorus: menschentragend

Blütezeit: Anfang Mai bis Mitte Juni

Typische Merkmale: Der 20 bis 40 cm hohe Stängel trägt fünf bis sechs grundständige, ungefleckte Blätter. Namensgebend ist die spornlose Blüte (Ohnsporn). Sepalen und Petalen sind zu einem Helm zusammengeneigt. Sie sind von blass grünlicher Farbe mit rotbraunem Rand. Die Lippe ist gelb, manchmal am Rand bräunlich bis rot überlaufen. Mit zwei Seitenlappen und einem geteilten Mittellappen sehen die Zipfel wie Arme und Beine aus, daraus ergibt sich auch der zweite Name „Hängender Mensch“. Am Lippengrund täuschen zwei seitliche, helle, glänzende Wülste einen Sporneingang vor. Die Antherenfächer stehen parallel. Bereits im Spätherbst wird eine oberirdische Rosette getrieben.

Variationsbreite: Variabel nur in der Färbung und Form der Lippe.

Ähnliche Arten: Keine.

Biotop: Halbtrockenrasen, lichtes Gebüsch, vorwiegend auf südexponierten Hängen (wärmeliebende Art), nur auf Kalk.

Verbreitung in NRW: Die Art erreicht in NRW die Nordgrenze ihrer Verbreitung. Sie kommt in NRW fast nur in der Eifel vor, hat dort an einigen Fundorten beträchtlich an Fundorten und Bestandsgröße zugenommen und besiedelt gelegentlich auch gemähte Straßengräben als Sekundärbiotop.

Einzelne Vorkommen gab es über die Jahre im Weserbergland und Nordhessen, die aber nach wenigen Jahren immer wieder erloschen. Im Naturraum gibt es seit 20 Jahren keinen Fund mehr.

Seit 2017 besteht ein Fund in der Westfälischen Bucht. Ob er überleben wird, werden die nächsten Jahre zeigen.

Gefährdung: Verbuschung der Biotope durch Fehlen von Beweidung bzw. Mahd

Rote Liste NRW: 3S (gefährdet; dank Schutzmaßnahmen gleich, geringer oder nicht mehr gefährdet)

 

Stand 2018: Leicht verändert nach unserem Buch "AHO NRW (2018): Die Orchideen Nordrhein-Westfalens. LWL-Museum für Naturkunde, Münster". Für weitere Informationen und Quellen siehe ebenda.