Arbeitskreis Heimische Orchideen NRW

Kleines Zweiblatt; Herzblättriges Zweiblatt

Listera cordata (L.) R. BROWN / Neottia cordata (L.) L.C.M. RICHARD

Listera cordata - Kleines Zweiblatt, Kreis Olpe 2019 (Foto: D. Wolbeck)

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Etymologie:
Listera: nach Martin Lister (1638-1712), Leibarzt der Königin Anna v. England
(lat.) cordatus: herzförmig

Blütezeit: Ende April / Anfang Mai bis Mitte Juni

Typische Merkmale:

Die Pflanzen sind klein, zart und unscheinbar. Am 5 bis 20 cm hohen Stängel sitzen zwei frischgrüne, oberseits glänzende herzförmige bis dreieckige ungestielte Laubblätter. Sie sind fast gegenständig und stehen nur wenig über dem Boden. Der lockere Blütenstand besteht aus 8 bis 15 Blüten. Die Blüten sind sehr klein, grün und vor allem Lippe und Petalen sind meist stark braunrot überlaufen. Die Sepalen und Petalen sind ausgebreitet. Die Lippe ist tief zweispaltig mit spitzen Zipfeln. Sie hat an der Lippenbasis kleine Seitenlappen neben der Nek-
targrube. Der Fruchtknoten ist meist kurz nach Blühbeginn schon verdickt. Die Kronblätter
bleiben bis zur Samenreife am Fruchtknoten.

Variationsbreite: Die Art ist nur wenig variabel, sehr selten 3 oder 4 blättrig.

Ähnliche Arten: Keine; Listera ovata ist insgesamt viel größer und kann nicht mit Listera cordata verwechselt
werden.

Biotop: Feuchte bis moorige Nadelwälder, auf sauren Untergrund (auch auf Kalk, wenn die Oberfläche versauert ist).

Verbreitung in NRW: In NRW besitzt die Art aktuell lediglich ein beständiges Vorkommen im Süderbergland, für das Runge (1978) eine Einschleppung mit der dort nicht heimischen Fichte vermutet. Der Standort besteht aus einem quellbeeinflussten Bruchwald aus Moor-Birken, in dem Fichten eingestreut sind. Bekannt ist das Vorkommen bereits seit den 1920er Jahren und es umfasst in den letzten Jahrzehnten bis über 1.000 Pflanzen. Die Vorkommen im Westfälischen Tiefland im Nordosten von NRW sind seit mehr als fünfzig Jahren verschollen.

Gefährdung: Durch Biotopveränderung; das einzige Vorkommen in NRW ist ein kleinräumiges Naturschutzgebiet. Eine Veränderung in der Wasserführung oder Düngereintrag in das Gebiet könnten sehr schnell zu einer Vernichtung des Bestandes führen.

Rote Liste NRW: 1 (gefährdet)

Bemerkungen: Die Art kann durch vegetative Vermehrung größere Bestände bilden

 

Stand 2018: Leicht verändert nach unserem Buch "AHO NRW (2018): Die Orchideen Nordrhein-Westfalens. LWL-Museum für Naturkunde, Münster". Für weitere Informationen und Quellen siehe ebenda.