Arbeitskreis Heimische Orchideen NRW

Geflecktes Knabenkraut und Fuchssches Knabenkraut

Dactylorhiza maculata aggr. sensu latissimo - Dactylorhiza maculata (L.) SOÒ (aggr.) & Dactylorhiza fuchsii (DRUCE) SOÒ (aggr.)

Etymologie:
(griech.) daktylos: Finger; rhiza: Wurzel
(lat.) maculatus: gefleckt

Blütezeit: Anfang Juni bis Mitte Juli 

Typische Merkmale: Bis 70cm hoch. Blätter auf der Oberseite fast immer deutlich gefleckt, nach oben hin immer schmaler, erreichen nicht den Blütenstand. Tragblätter kürzer als die Blüten. Blüten öffnen sich erst nach Streckung des Blütenstandes. Blüten hellrosa bis purpur (selten weiß) gefärbt. Seitliche Sepalen abstehend und dunkel punktiert. Lippe dreilappig mit symmetrischer, dunkler Linien- oder Fleckenzeichnung.

Variationsbreite: Die Art ist sehr variabel bezüglich Pflanzengröße, Zahl und Größe der Blätter und der Blüten, hier insbesondere in der Blütengestalt und ihrer Teile. Im Rahmen der Kartierung wurde eine Unterscheidung maculata/fuchsii aus oben erwähnten Gründen nicht vorgenommen. Vermutlich ist eine Anzahl an Sippen zu unterscheiden, darunter lokale Biotypen, teils auch ökologisch definierte Sippen („Ökotypen“), wobei ungewiss ist, ob die Einteilung „maculata praktisch nur an sauren Standorten, fuchsii vorzugsweise auf eher bis deutlich basischen Böden“ so apodiktisch getroffen werden darf. Da die Erkenntnisse hierzu jedoch noch sehr beschränkt sind, werden (bis auf die nachfolgend behandelte elodes-Sippe) alle Typen hier unter dem Großkomplex zusammengefasst, inklusive der Behandlung von Vorkommen und Verbreitung. Zu den genannten Problemen tritt bei einigen Beständen eine Veränderlichkeit in der Blütenform in unterschiedlichen Jahren auf, die ebenfalls weiter studiert werden muss. Kurz hingewiesen sei hier nur darauf, dass in den Beckumer Bergen ein sehr typischer fuchsii-Biotyp regelmäßig auftritt, bei dem es sich um eine einheitliche Sippe handeln könnte.

In den Hochlagen von Sauerland und Eifel kommen vereinzelt kleinblütige Ausbildungen vor, die der meist als Unterart zu maculata gestellten, in NRW fehlenden sudetica-Sippe ähnlich sind. Weiteres zur Variabilität und ihrer Problematik siehe bei WENKER (2001a) und LOOS (2018a).

Biotop: Wiesen, Gebüsche, Waldränder, lichtere Stellen in Laub- und Nadelwäldern, Moore und Heiden. Auf saurem oder kalkhaltigem Untergrund.

Verbreitung und Häufigkeit: Der Dactylorhiza maculata-Großkomplex ist in NRW die häufigste Sippe ihrer Gattung. Sie ist weitverbreitet und kommt in allen Großlandschaften vor. Verbreitungsschwerpunkte lassen sich in der Eifel, in den an Wiesentälern reichen Teilen des Süderberglandes sowie dem mittleren Teil der Westfälischen Bucht erkennen. Insbesondere in der Eifel, im Siegerland und im Rothaargebirge kann die Art in sehr großen Beständen von mehreren tausend Pflanzen auftreten. Im Niederrheinischen Tiefland, in der Niederrheinischen Bucht und im Weserbergland gibt es Verbreitungslücken und Gebiete, in denen für die Sippe – z. T. selbst bei regelmäßiger Mahd – Rückgänge zu verzeichnen sind. Entsprechend gilt sie in diesen Großlandschaften als gefährdet. Meldungen von Neubesiedlungen sind gegenüber den 1990er Jahren deutlich zurückgegangen.

Gefährdung: Biotoppflegemaßnahmen wirken aktuell positiv auf die Bestände. Ansonsten negativ: zu häufige oder frühe Mahd, Düngung, Umbruch.

Rote Liste NRW: *S (ungefährdet, dank Schutzmaßnahmen gleich, geringer oder nicht mehr gefährdet).

 

Stand 2018: Leicht verändert nach unserem Buch "AHO NRW (2018): Die Orchideen Nordrhein-Westfalens. LWL-Museum für Naturkunde, Münster". Für weitere Informationen und Quellen siehe ebenda.