Etymologie:
(griech.) ophrys: Augenbraue
(lat.) insectiferus: insektentragend
Typische Merkmale: Pflanze schlank und hochwüchsig. Blütenstand locker, bis 10-blütig. Sepalen grün, konkav. Petalen dunkelbraun, sehr schmal (wie Insektenfühler). Lippe ungehöckert, braunrot mit blauem (bis weißlichem) Malfleck, flach, dreilappig mit tief eingebuchtetem Mittellappen, ohne Anhängsel. Basalfeld etwas vorgewölbt, dunkel, am Grund mit zwei schwarzen Schwielen. Konnektiv kurz, stumpf, ohne Fortsatz. Staubbeutel kräftig rot.
Variationsbreite: Es kommen immer wieder Pflanzen mit hellerem bzw. gelblichem Lippenrand oder mit einer ungewöhnlich dunklen Malzeichnung vor. Die seltene Varietät Ophrys insectifera var. ochroleuca besitzt eine gelblichgrüne Lippe mit weißem Mal.
Biotop: Halbtrockenrasen, Gebüsche, lichte Wälder, auf Kalkböden.
Blütezeit: Mitte Mai bis Ende Juni
Verbreitung in NRW: Die Hauptvorkommen liegen in der Eifel, dem Beckumer Raum und dem Diemel-Wesergebiet. Die Art zeigt vor allem in Ostwestfalen einen deutlichen Rückgang, der auf Biotopveränderungen zurückzuführen ist.
Rote Liste NRW: 3N (gefährdet, von Naturschutzmaßnahmen abhängig)
Gefährdung: Verbuschung der Biotope durch Fehlen von Beweidung bzw. Mahd.
Bemerkungen: Ophrys insectifera wird von männlichen Grabwespen der Arten Gorytes mystaceus bzw. Gorytes campestris bestäubt, die beim Kopulationsversuch mit der Blüte die Pollinien an den Kopf geheftet bekommen. Die Blüte sendet die Pheromone (Sexuallockstoffe) der Weibchen aus und täuscht das sitzende Insekt vor: Petalen als lange Fühler, Malfleck als Schimmern der Flügeln. Dieser Bestäubungsmechanismus der Sexualtäuschblume ist charakteristisch für die Gattung Ophrys. Die in Mitteleuropa selbstbestäubende Bienen-Ragwurz (Ophrys apifera) bildet eine Ausnahme, da ihr spezifischer Bestäuber hier nicht vorkommt.